Von Torsten Geiling
Es gibt Zeiten, in denen fühlen wir uns erschöpft, angekratzt und irgendwie durcheinander. Vor, während oder nach einer Trennung kann das vorkommen. Das ist normal. Trotzdem gibt ein paar Tricks, wie man den Kopf wieder frei bekommt.
Eine Klientin beschrieb es unlängst als nebliges Gefühl, das sich in ihrem Kopf breit gemacht hat. „Ich fühle mich müde und unkonzentriert“, sagte sie mir. „Ich kann irgendwie nicht denken.“ Ich beruhigte sie. Solche Zustände sind bei physischer und psychischer Überforderung normal. Und oftmals sind wir vor, während oder auch nach einer Trennung eine außergewöhnlichen Belastung ausgesetzt.
Mit dem Nebel im Kopf hatte sie das Gefühl gut beschrieben. Im Englischen spricht man sogar vom „brain fog“. Auch wenn mir uns mühen, neue Informationen können wir in dieser Phase kaum oder nur schwer aufnehmen, ohne den Überblick zu verlieren. Alles dauert länger und kostet mehr Kraft, die man sowieso schon nicht hat.
Angst, Wut und Trauer blockieren uns
Manchmal dauert so ein Nebel nur Stunden an, manchmal aber auch Tage und Wochen. Die Ursachen können vielfältig sein, etwa Schlafmangel oder Stress. Unser Arbeitsspeicher ist blockiert, von Angst, Wut, Trauer oder Schuldgefühlen. Das Gedächtnis leidet, man kann sich nicht auf seine normalen Aufgaben konzentrieren, geschweige denn kreativ sein.
Grundsätzlich baut ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung Stress ab und hilft uns unsere allgemeine geistige Verfassung zu verbessern. Um den Nebel zu lichten, ist es aber natürlich wichtig, die tieferliegenden Ursachen und Probleme anzugehen. Alleine, wenn man sich imstande dazu sieht, mit Freunden oder einem Coach oder Psychotherapeuten, der professionellen psychologische Unterstützung geben kann.
Werkzeuge gegen Stress
Es gibt aber auch ein paar nützliche Erste-Hilfe-Maßnahmen, die uns darüber hinaus in solchen Krisensituationen unterstützen können. Sie fördern Achtsamkeit, entschärfen stressige Momente und füllen unsere Energie- und Kreativitätsspeicher wieder auf. Was aber dem einen hilft, hat bei der anderen keine Wirkung. Deshalb kann die folgende Liste nur eine Auswahl an Werkzeugen sein, mit der jeder Klient selbst experimentieren sollte.
Und dieses Experimentieren ist wichtig. „Es gibt keine echte Veränderung ohne entsprechendes Handeln“, sagte ich meiner Klientin. Psychologische Ratgeber nur zu lesen oder den Tipps deines Coaches nur zuzuhören, ohne selbst aktiv zu werden, ist ungefähr so, als wenn du alles über eine Sportart liest und dann denkst, du könntest Golfen, Fußball spielen oder Reiten. Du kannst es nicht.
Es ist vielmehr so, dass es sogar eine Vermeidungsstrategie sein kann. Wir sagen uns: Ich beschäftige mich ja intellektuell mit den Themen, die mich belasten. Das ist doch auch schon etwas. Und manchmal hilft es uns ja auch dabei, dass wir uns etwa besser fühlen. Es hilft uns aber nicht dabei, tatsächlich an den Punkten aktiv zu werden, an die wir ran müssten, um etwa den Schmerz zu verarbeiten oder die Dinge zu beseitigen, die uns blockieren.
Also: Ab ins Eiswasser
Diese Methode wirkt unmittelbar. Fülle dein Waschbecken mit eiskaltem Wasser. Wenn du möchtest kannst du auch noch einige Eiswürfel dazugeben. Dann halte die Luft an und tauche mit dem Gesicht ins Wasser ein. Für 20 bis 60 Sekunden – oder solange du es schaffst. Anschließend auftauchen, durchatmen und gerne noch einmal wiederholen.
Warum funktioniert das? Wenn eine Panikattacke oder ein Wutanfall im Anmarsch ist, durchbricht das Eiswasser eure Muster und bringt schnelle Erleichterung. Durch die plötzliche Temperaturänderung und das Wasser auf eurer Haut wird ein Tauchreflex ausgelöst., den alle lungenatmenden Wirbeltiere haben. Die Atmung und die Herzfrequenz verlangsamen sich. Gehirn und Herz werden vorrangig mit Sauerstoff versorgt, sodass wir notfalls auch ohne Atmung länger überleben können. Da das Blut aus den Gliedmaßen zurück zum Herz transportiert wird, setzt sofort eine Entspannung ein. Einfach mal ausprobieren!
Werde aktiv, um dir die Fertigkeiten und Techniken anzueignen, damit es dir bald wieder besser geht. Ach ja, und auch hier gilt der Satz, den du wahrscheinlich in den Coachings schon oft von mir gehört hast: Es ist ein Prozess, es braucht alles seine Zeit. Gib dir und den Übungen Zeit und sag nicht nach einem ersten Versuch: Das funktioniert nicht! Das wird nie funktionieren! Doch, sie funktionieren! Alle!
Um die weiteren Tipps des Werkzeugkastens bei Stress und Erschöpfung zu lesen, klicke auf das Bild oben (pdf-Datei).